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    R e i s e b e r i c h t-S e i t e  2
 
 
 
M e n u e
 
 
 
   
 
   
Guyana - Savannen, Tieflandregenwald und Tepuis
 
 
 
 

W�re der Rucksack nicht von Haus aus schwarz gewesen, h�tte man meinen k�nnen, er w�re schwarz! Nach erfolgreich zur�ckerobertem Fr�hst�ck ging es dann weiter zur Ranch. Das Haus, da� wir bei unserer ersten Besuch wegen der mehr oder weniger geschmackvollen Jaguarfelle auf der Veranda betrachtet hatten, stellte sich als unser Guesthouse heraus. Einzige Bedingung f�r die Anmietung der Zimmer: >>No Vegetarians<< (Hehe). Wir willigten freudig ein, mu�ten aber feststellen, da� das z�he Rind vom Vorabend durch wiederholtes aufkochen der eingebrannten Reste ( = Fr�hst�ck des n�chsten Morgens) auch nicht zarter wurde. Vor uns stand, neben einem Pott mit sengend hei�em Haferschleim, ein zweiter mit einer schwarzen undefinierbaren Masse, die man nur dadurch von Veggiemalt (richtig geschrieben ?!?) unterscheiden konnte, weil es noch �bler >>roch<< / schmeckte und Knochen herausragten. Am n�chsten morgen gab es dann, na ihr werdet es kaum erraten ... :op (oops), und frisches Brot. Zum Gl�ck hatten die Ameisen den Deckel vom Marmeladenglas nicht runterschrauben k�nnen, womit wieder einmal bewiesen w�re, da� Muskelkraft im Kopf evolutiv nicht unbedingt ein Vorteil sein mu�. Also lie�en wir diese einzigartige Savannenlandschaft (in der Busta einem das Leben vers��t, und einen knochige schwarze Topfd�monen fr�hmorgens anblubbern) hinter uns. Zwei Tage drauf starteten wir gem�tlich in den Tag; wir waren eigentlich unterwegs zum Fischfang, hatten aber intelligenterweise unsere Netze im Hotel vergessen... In v�lliger Verzweiflung st�rzten wir uns mit den sp�rliche zu Verf�gung stehenden Mitteln zum Fischfang in einen, hm naja eigentlich w�re das Wort Schlammpf�tze nicht verkehrt, ��h lieblichen See, in dem unsere F��e heftigste Bl�hungen hatten: es blubberte bei jedem Schritt, und zum Gl�ck sahen wir in dem braunen �h Wasser auch nicht, was alles an uns knabberte (so Salmler k�nnen schon ganz sch�n bei�en). Nachdem unsere Netze eingetroffen waren, machten wir uns auf zu neuen Ufern. Ein kleiner Bach, in dem es vor Fischen nur so wimmelte, saugt Cichlidioten f�rmlich auf: Innerhalb von f�nf Minuten waren alle in einem anderen Eck verschwunden. Das Herumstochern mit Keschern in der Uferb�schung brachte reiche Beute: ca. 100 Ziersalmler bei einem Rahmenkescherzug. Bei der Gelegenheit mu�te ich leider auch feststellen, da� diese zierlichen Palmenstacheln (sieben bis acht Zentimeter) nicht nur �ber Wasser fies ausschauen, sondern sich unter Wasser auch hervorragend durch Neoprenschuhe bohren k�nnen!

Die zweite Grenzerfahrung, die ich an diesem h�bschen kleinen Bachlauf machen sollte: Menschen k�nnen sich tats�chlich schneller als ihr Schatten bewegen! Mit Jerry versuchte ich einen kleinen Trupp Satanoperca (meine Lieblingsbuntbarsche) zu fangen. Wir hatten sie zu zweit umzingelt: Jerry wartete mit dem breiten Rahmenkescher, w�hrend ich die kleinen Wutzis mit den Fingern unter dem Ast vorscheuchte, und langsam Richtung Netz treiben ... Schrei vom Ufer: >>Peche electrico!<<, vor mir schwamm der Schatten des Astes (?!?) auf Jerry zu, der jedoch irgendwie schon am Ufer stand, w�hrend der Rahmenkescher noch sanft zu Boden fiel, und im Alleingang den etwa einen Meter langen, Elektrischen Aal fing. Ich m�chte an dieser Stelle darauf hinweisen, da� Elektrische Aale nicht nur Stromst��e bis zu sechshundert Volt erzeugen, sondern dem menschlichen K�rper helfen k�nnen, bekannte physikalische Gesetze wie Massentr�gheit und Beschleunigung zu �berwinden. Und glaubt mir: Jerry stand am Ufer, w�hrend sein Schatten langsam den Kescher loslie�! Nat�rlich war uns erfahrenen Fischf�ngern bewu�t, da� dieses ionenarme Wasser keinen Strom leitet, und da der Kescherb�gel ja aus Aluminium ... (h�stel). Naja, wir waren auch einigerma�en schnell aus dem Wasser ... um St�cke zu finden, damit wir den Kescher (nur schwitz, nicht zitter) herausheben. Wir wollten diesen doch sehr kooperativen Aal nur kurz fotografieren, stellten uns aber nicht quer (oder gar in den Weg), als der es sich anders �berlegte. Gute Freunde mu� man ja auch gehen lassen k�nnen) Bei unserem Nachtreffen hier in Deutschland letzte Woche erz�hlte Peter (war vor zwei Jahren mit Rainer und Steve unterwegs) von weiteren >>netten<< Begegnungen mit Elektrischen Aalen: Der Aal selbst im Wasser sei wirklich nicht so wild, britzlig ist - im wahrsten Sinne des Wortes - dieser gro�e, tragbare, ein-Ampere Stromabnehmer aus Metall (Rahmenkescher), der einem dann die Haare wirklich zu Berge stehen l��t! Burn out im Wasser ... Das war der letzte Savannentag, in der fr�h um zwei Uhr ging es zur�ck Richtung Norden.

Die Savannenlandschaft war ein grandioses Erlebnis. Im Bereich um Lethem wird sie zur Regenzeit fl�chig (!) bis zu einem Meter �berflutet. Es mischen sich amazonische und die (endemische) Essequibo - Fischfauna. Die Grenzen dieser Faunen - Durchmischung haben wir auch tats�chlich in den Fl�ssen und Creeks >>sehen k�nnen<< (unterschiedliche Arten), hinzukommen ihre jeweiligen Verbreitungsgrenzen, je weiter wir in die Oberl�ufe der Fl�sse kamen. Nach der gro�en Regenzeit im M�rz (bis dahin regnet es nicht, auch wenn wir riesige Gewitterwolken -T�rme �ber der Savanne gesehen haben) trocknet das Land langsam aus, die Creeks versiegen allm�hlich. In den weiten Graslandschaften mischen sich so unterschiedliche Vegetationsformen wie Sonnentau und Kakteen, die direkt neben dem noch leicht feuchten Boden auf den sengend hei�en schwarzen Granitbrocken wachsen. Ein trockener - Fallwind, der st�ndig weht (und dessen angenehme Prise einen manchmal den Sunblocker vergessen lie�), trocknet das Land langsam aus, bis zum n�chsten Regen. Nach einem kurzen Intermezzo am Essequibo auf der R�ckfahrt, landen wir gl�cklich wieder in Georgetown.

In Steves Garten schlagen wir dann ein Fischlagerauf, die 150 Plastikbeh�lter, die Steve besorgt hatte, waren schnell voll. Aber auch in den Abwassergr�ben vor der Haust�re wimmelt es vor Fischen: sie sind so gut an die >>Wasserqualit�t<< angepa�t, da� sie der normale Sauerstoffgehalt und >>Reinheitsgrad<< des Regenwassers glatt umhaut! Schade eigentlich, gab es doch den seltenen und mysteri�sen >>Blauen Guppy<< direkt vor Steves Haust�re! �berhaupt, diese Stra�engr�ben waren mitunter ein bl�hendes Lotusmeer! Solche Stra�engr�ben w�rde ich mir hierzulande auch mal w�nschen, es sah wirklich phantastisch aus. Die gro�en Bl�tter, ein Meer von zart rosafarbenen (asiatischer) und gelben (s�damerikanischer) Bl�ten. Immer wieder spannend war auch der ca. zehn Min�tige Taxitransfer vom Guesthouse im Zentrum von Georgetown zu Steve, der in einem Vorort am Meer wohnt. Bestellt wurde ein Taxi f�r f�nf Personen (Ziel: Kleinbus), gekommen ist stets ein F�nfsitzer-Taxi (hie�en tats�chlich so, extra Aufkleber am Kofferraum): Es stand allerdings nirgendwo, da� der Fahrer auch einen Sitz ... Ihr wi�t schon. Richtig gemein waren solche Fahrten nach dem exzellenten Essen von Michele, quasi Origami unter >>erschwerten<< Bedingungen.

Einen kleinen D�mpfer hat unsere Reise dann durch Jerry, unseren Fahrer erhalten: Zur gleichen Zeit war eine zweite Gruppe Deutscher Aquarianer im Land, deren Fahrer ungef�hr das Doppelte f�r die Fahrt verlangte. Jerry versuchte dann recht plump, den vor der Abfahrt nach Lethem ausgemachten Preis zu verdoppeln, indem er einzelne Strecken zweimal berechnete. Nach einigem Hin und Her zahlten wir etwas mehr, bezahlten auch die n�chsten zwei Tage im voraus, damit er Waren f�r den R�ckweg / seinen Laden nach Lethem einkaufen und bezahlen konnte. Das war das letzte mal, da� Rainer seine Flossen und ich meine Trekkingschuhe sah, neben diversem anderen Kleinzeug, da� wieder auf dem Weg nach Lethem war... Das war vor allem menschlich sehr schade, da kein Fahrer - Kunde - Verh�ltnis bestand, sondern eine freundschaftliche, fast famili�re Atmosph�re. Mangels Fahrer wichen wir dann gezwungenerma�en auf Touri-Programm aus.

Wir schlenderten �ber den Markt, dessen alte Markhalle sogar noch aus holl�ndischer Kolonialzeit stammt. Ein sanfter, leicht rostiger Stahlkolo�, wacht mit seiner riesigen, scheinbar schlafenden Turmuhr �ber ein buntes flimmerndes Gewirr von H�ndlern und Kunden. Neben Kleiderst�nden gibt es eine auffallenden Konzentration von Dessous und Haargummi - H�ndlern. Und sch�ne Menschen, respektive Frauen gibt es wahrhaft nicht zu wenig ...und die brauchen f�r ihre aufwendigen Flechtfrisuren viele Haargummis ...;o). So M�rkte sind immer wieder klasse, in manche St�nde sollte man sich nicht reinziehen lassen (Hey man, you needa rubber and a dope, yeah!), von anderen kann man sich gar nicht losrei�en (Gotta try my fruuts!), an einigen wird man selbst zum Mittelpunkt (Yo man, lookat you. Gotta try this fish, ita gives you a strong nite! - Szenerie: tropisch-warmer, smelly Fischmarkt, v�llig beschuppter, smelly Fischh�ndler, links angepriesene, smelly Fischhormone schwingend, rechts die eigenen sch�ttelnd...). Trotz der Hormonf�lle der Fische konnten wir uns nicht zum Kauf dieses schl�pfrigen Aphrotisiakums durchringen. Also hielten wir uns an die Fruchtst�nde. Da gab es nicht nur 1-A Bananen (nicht diese Dollarbananenschie�e), Mangos, Ananas, Kirschen. die so aussehen, aber keine waren, Pfirsiche die so hie�en, aber anders schmeckten, ... , miam !

Dennoch, die Kluft zwischen arm und reich ist sehr klein, manchmal sind sie sogar Nachbarn. So befindet sich direkt hinter einem F�nf-Sterne Hotel an der K�ste ein Slums, in dem Menschen in einer Ansammlung von Strandgut leben, und den angeschwemmten M�ll vom Strand klauben. Und das in einem Land, in dem >>Jesus loves you<< sogar fast von Moscheen und Hindu - Tempeln prangt. Aber vielleicht liegt es auch daran, das Jesus einen zwar liebt, aber selbst kein Geld hat, und die Auserw�hlten die er liebt, zu viel Geld irgendwelchen Predigern in den Rachen stopfen, oder einem der Zahllosen >>christlichen<< Sekten - Gurus zu einem goldenen Leben verhelfen (you might remember: Dieser Jahrtausendwechsel - Massensuizid ?!? Er fand nicht weit von Georgetown statt, und der Ort tr�gt heute den Namen dieses wahnsinnigen Predigers ...) Doch zur�ck zu Erfreulicherem: Der letzte Abstecher f�hrte uns auf einem Inlandsflug in die Tepuis an der venezolanischen Grenze, nach Kamerang. Wir mu�ten leider ein Neunsitzer-Flugzeug chartern (das nat�rlich teurer war), da die einmotorigen Sechsitzermaschinen immer beim Landen abst�rzten (Orginaltext beim Buchen). Da fliegt man doch gerne! In Griffweite vorbei an den Tafelbergen, die wie riesige Baukl�tze in der Landschaft liegen. Der Ort Kamerang ist ein typisches Stra�endorf, nur da� die Stra�e eine Landepiste ist; alle H�user stehen in unmittelbarer N�he.

Am Nachmittag geht's gleich den Kamerang-River hinauf, durch den tropischen Bergregenwald. Das Wasser ist rabenschwarz, und mit einem Zentimeter erfrischend k�hl (H�he der G�nsehaut). Man mu� schon l�nger schauen, bevor man einen Fisch zu sehen bekommt. Nur alleine die Fahrt an den Tafelbergen vorbei, ist ein Erlebnis f�r sich, das wir vor allem am n�chsten Tag ausgiebig auf dem Mazaruni River auskosten. Vorbei an der �ltesten Erdoberfl�che (1,5 Mrd. Jahre alt), in einem Gebiet, da� f�r viele endemische Tier und Pflanzenarten, nicht nur in aquatischer Hinsicht, bekannt ist. Flu�abw�rts st�rzt der Mazaruni �ber gewaltige Wasserf�lle ins K�stentiefland hinab, die mit dem Boot nicht zu erreichen sind. Riesigen Stromschnellen, die sich �ber diagonal zur Flie�richtung ziehende Klippen aus Konglomeratgestein ergie�en, machen das weitere Befahren unm�glich. Szenerie: Hintergrund dunkelgr�n bewaldeter Tepui, pechschwarzes, wei� sch�umendes Wasser, aus dem scharfe, helle Klippen, L�ngsrippen gleich, hervorragen. Die >>Rippen<< sind ca. 40 Zentimeter breit, dann ein �ber f�nf Meter tiefer Spalt, 40 Zentimeter weiter dann die n�chste Rippe. An den einzelnen Rippen kann man die Erosion von Gestein auf einen Blick betrachten: herausgebrochene Quarzbrocken sind zu scharfkantigem Schotter zerkleinert, in einer ausgewaschenen Mulde werden sie direkt nebenan zu Sand zermahlen!

Atemberaubend auch unser Ausflug in den Regenwald, zu einem kleinen Waldbach mit malerischem Wasserfall. Vorbei an einer Amerindian-Pflanzung ging es weiter durch den gr�nen Vorhang, �ber glitschige Baumst�mme, von denen man fallen und sich die Rippen brechen kann (ich wei� schon: ungeschickt l��t gr��en), zu einem wahren Kleinod, das unvermittelt aus dem Wald auftaucht. Hier kann man nur atemlos verweilen, so wie so. Da Schnorcheln leider ausfallen mu�, nutze ich die Gelegenheit f�r (leider einige verwackelte) Langzeit-Aufnahmen (schnauf, st�hn) des Wasserfalls. Da es bereits Nachmittag ist, sitzt uns die Zeit sehr im Nacken, und wir m�ssen viel zu fr�h aufbrechen. Am n�chsten Tag geht es bereits zur�ck nach Georgetown , und der Heimflug steht ebenfalls unmittelbar bevor. Die Zeit f�r diese einmalige Landschaft der Tafelberge war viel zu kurz. Ein kleiner Umweg �ber die grandiosen Wasserf�lle des Mazaruni River auf dem R�ckflug entsch�digen ein bi�chen, doch das laute Stadtget�mmel hat uns viel zu schnell wieder zur�ck. Und Zeit bleibt eigentlich kaum noch, denn zwei Tage sp�ter m�ssen wir uns aus dem sch�nen Guyana verabschieden. Aber zum Gl�ck geht's n�chstes Jahr ja nach Ghana (grins).

So long, Dirk

 
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Letzte Aktualisierung: 15.01.02
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