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    R e i s e b e r i c h t-S e i t e  2
 
 
 
M e n u e
 
 
 
   
 
   
Ost-Gr�nland - Im festen Griff des Packeises
 
 
 
  Da der ursprüngliche Plan nicht zu realisieren ist, versuche ich nun, die Insel in entgegengesetzter Richtung zu umfahren, in der Hoffnung, daß sich die Eisfelder in zweieinhalb Wochen aufgelöst haben.
Da ich mit NANU-Travel vereinbart habe, einen Teil meines Proviants per Schiff zur Bären-Insel zu bringen, kontaktiere ich über das Satellitenhandy Karina, die mir zusagt, daß bereits nach drei Tagen ein Schiff dort sein soll. Somit mache ich mich am nächsten Tag auf nach Norden.
 
 
 
Moschusochsen, die nur etwa so groß wie Ponys sind, bilden einen Verteidigungsring um sich vor Angreifern zu schützen.
 
 
  Gegen Nachmittag sehe ich bereits von weitem auf einem Hügel eine Herde von Moschusochsen. Ich lege an und schleiche mich mit Stativ und Gewehr bewaffnet langsam an. Die Moschusochsen haben zwei unterschiedliche Verteidigungstechniken. Entweder bilden sie bei Gefahr einen Ring, um mit ihren Hörnern die Feinde abzuwehren, oder aber sie rennen ihre Feinde einfach um. Da ich nicht Opfer der zweiten Technik werden möchte, lasse ich einen felsigen Bach zwischen mir und der Herde. Die Tiere beobachten mich etwas irritiert, scheinen aber nicht wirklich beunruhigt. Erst als ich zurück am Boot das Gewehr entlade, werden sie von dem metallischen Klicken aufgeschreckt und rennen in wildem Galopp davon.
 
  Die dichte Straße der Eisberge liegt zwischen mir und dem Milne-Land im Hintergrund. Auf meinem Weg zu den Bäreninseln muss ich dieses Gewirr der Eisgiganten durchqueren. Durch die geringen Abstände besteht hier erhöhte Gefahr durch Eisabbrüche.
 
 
 
 

Es ist sonnig und windstill an diesem Tag und so wird meine Weiterfahrt begleitet vom ständigen Knacken der Eisberge, die hier in großer Zahl dicht an der Küste entlang treiben. Das beunruhigt mich ein wenig, denn für den kommenden Tag liegt eine erneute Fjordquerung an, bei der es auch eine Passage durch dieses Gewirr der Eisberge zu finden gilt. Noch lange sitze ich an diesem Abend am Strand und beobachte die ständigen Abbrüche an den Eisbergen, die mit steilen Flutwellen einhergehen.

Der nächste Tag beginnt mit bedecktem Himmel und Nieselregen. Durch die niedrigeren Temperaturen ist heute wenig Bewegung im Eis, so daß ich ohne Probleme die Straße der Eisberge kreuzen kann. Nach wenigen Kilometern erreiche ich offenes Wasser und kann direkt Kurs auf die 45 Kilometer entfernten Bäreninseln nehmen. Da die Berghänge hier viel steiler sind, habe ich mir als Anlegestelle eine Bucht mit eingezeichneter Hütte ausgesucht. Dort so hoffe ich, gute Anlegemöglichkeiten und Trinkwasser vorzufinden. Kurz vor der Bucht passiere ich noch einen großen Eisberg, der mir bereits aus der Entfernung sehr brüchig erscheint. Ich habe das Boot gerade in einer geschützten Bucht mit vorgelagerten Felsen etwas auf die Felsen gezogen und die ersten zwei Packsäcke entladen, als mich ein lautes Krachen aufschrecken lässt. Von dem Eisberg, der etwa 800 Meter vor meiner Bucht liegt, sehe ich gerade noch eine breite Wand in die Tiefe stürzen. Vor dem Eisberg bildet sich eine hohe brechende Welle, die aber nach kurzem Weg zu einer flachen Dünung wird, die schnell näher kommt. Mir bleibt noch eine knappe Minute um mich vorzubereiten. Das Boot kann ich nicht höher auf die Felsen ziehen, wegen des hohen Gewichts. So stelle ich mich im Trockenanzug neben das Boot mit der Festmacherleine in der Hand und harre der Dinge. Die erste Welle wird noch durch die vorgelagerten Felsen gebremst. Die nächsten vier Brandungswellen überrollen dann die Felsen, so dass ich bis zur Hüfte in der Brandung stehe und das Boot rechts und links gegen die Felsen geschlagen wird. Ich habe Glück und mein robustes PE-Boot nimmt keinerlei Schaden.

 
 
 
 
Die auf der Karte eingezeichnete Hütte bietet schon lange keinen Schutz mehr. Solche traditionellen Sodenhäuser sind bewusst nur wenige Quadratmeter groß, damit sie sich im Winter noch heizen lassen.
 
 
  Doch weit und breit ist nichts von der in der Karte verzeichneten Hütte zu sehen. Ich unternehme eine ausgiebige Wanderung und entdecke die Reste eines kleinen Sodenhauses. In einem tief eingeschnittenen Tal höre ich endlich das leise Gurgeln eines Baches zwischen riesigen Felsblöcken. So ist mein Frischwasser für heute wieder gesichert. Weiter geht es am nächsten Tag nach Jytte Havn,
denn dort ist der Treffpunkt mit NANU-Travel vereinbart. Leider kommt weder an diesem noch am darauf folgenden Tag das erwartete Schiff.
 
 
  Auch hier in den Øfjord treiben einige der Eisriesen mit dem Ostwind hinein. Von den hohen Bergen ergießen sich zahlreiche Gletscherausläufer zu Tal.
 
 
 
  Wie ich erfahre, hat die MS Nanu einen Motorschaden erlitten. Drei Tage später soll aber ein Ersatzboot kommen. Da mir Verpflegung für eine Woche fehlt, kann ich auf dieses Gepäck leider nicht verzichten. Bereits zu diesem Zeitpunkt steht für mich fest, dass ich die geplante Umrundung nicht mehr durchführen kann. Zu viel Zeit habe ich inzwischen verloren. Bei den unklaren Eisverhältnissen im Süden würde mir nun jegliche Reserve fehlen. Um die Wartezeit zu nutzen, mache ich noch einen Ausflug in den Öfjord. Dieser liegt nördlich des Milnelandes und wird von beiden Seiten durch steile, um die 2.000 Meter hohe Berge begrenzt, von denen zahlreich Gletscher herabstürzen. Leichter Rückenwind schiebt mich vorbei an bläulich in der Sonne glänzenden Eisriesen. Wegen der fast senkrecht ins Meer stürzenden Felswände gibt es hier kaum Anlandemöglichkeiten.
 
  Westlich des Grundvikskirken-Gipfels finde
ich einen breiten, flachen Rücken einer Seitenmoräne. Dort gibt es mehrere ebene Flächen, die wie aufgeschüttet wirken und ich hervorragend zum Campen eignen. Von hier, circa 50 Meter über dem Fjord, habe ich eine wunderbare Übersicht über den Fjord und die Gletscher, die sich vom gegenüberliegenden Milne Land herabwälzen.
 
 
 
 
 
 
Am nächsten Tag besuche ich noch einen
der gewaltigen Gletscherarme, die sich hier
aufgrund der Klimaerwärmung leider bereits
um einige hundert Meter von der Küste
entfernt haben. Damit habe ich auch schon
den westlichsten Punkt meiner Reise erreicht
und mache mich langsam auf den Rückweg.
.
 
 
  In der Zwischenzeit hat auch das Boot von NANU-Travel die Bäreninsel erreicht und meine restliche Verpflegung dort deponiert. So mache ich mich auf in Richtung Nord-Ost, da ich noch einen kurzen Abstecher in den Nordvestfjord, die Wiege der Eisberge, unternehmen will. Auf dem Weg dorthin wird die Eislage immer dichter, so dass ich große Umwege in Kauf nehmen muss, um einen Weg hindurch zu finden. Das Gewehr habe ich in diesen Tagen immer griffbereit auf dem Vordeck, um gewappnet zu sein, falls sich ein Eisbär inmitten der Schollen zeigen sollte. Zum ersten Mal bemerke ich starke Tidenbewegungen, die rasche Bewegungen zwischen den Eisschollen bewirken. Doppelte Vorsicht ist hier also geboten, um nicht vom Eis eingeschlossen zu werden. An windgeschützten Stellen zwischen dem Eis hat sich bereits dünnes Neueis gebildet. Kein Wunder, liegt doch hier ganzjährig die Wassertemperatur um den Gefrierpunkt.
 
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Letzte Aktualisierung: 20.05.08
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