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Libysche W�ste - Zum Baden in die W�ste |
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Über
die nächsten 450 Kilometer, eine Pisten-Route zur Oase Bahariya,
können wir nur wenig Nützliches erfahren. Angeblich ist
die längste Etappe zwischen zwei Militärposten immerhin
250 Kilometer lang. Zudem beschränkt sich der Verkehr auf der
teils mit scharfkantigem Muschelkalk gebauten Trasse oft auf die wöchentliche
Patrouille. Zwischen diesen Oasen existieren traditionell kaum Handelsbeziehungen,
ein Zustand, an dem auch die neue Piste wenig ändern konnte.
Wir beschließen, uns dem nächsten Transport nach Bahariya
anzuschließen, der starten wird, sobald sich genügend Reisende
eingefunden haben. Keine schlechte Entscheidung, denn so erleben wir
in Siwa die angenehmste Woche unserer Tour. |
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Die
Augen vom weiß geblendet
Die Piste durch die >weiße
Wüste<, die sich in der Nähe
der Oase Farafra befindet, besteht teilweise aus blendend weißem
Kalkstein, der den Eindruck erweckt, man würde hier durch Salz
fahren. |
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Siwa
liegt mit seinen 10.000 Einwohnern und 300.000 Dattelpalmen so abgeschieden,
daß sich hier eine eigenständige Kultur erhalten konnte.
Man spricht Siwi, die mit Abstand westlichste aller Sprachen berberischen
Ursprungs. Die Frauen leben völlig abgeschieden vom öffentlichen
Leben; nur selten sieht man eine von schwarzen Schleiern eingehüllte
Gestalt, die auf einem Eselkarren durch die Oase gefahren wird.
Ein Ort also, in dem man als Reisender besondere Rücksicht
auf lokale Sitten nehmen sollte.
Nachhilfe in
puncto Verhaltensregeln gibt ein Faltblatt, das jedem Neuankömmling
überreicht wird. Die Broschüre enthält auch einen
Lageplan, der die größten der mehr als 300 natürlichen
Quellen Siwas verzeichnet. Einige davon wollen wir besuchen und
machen uns auf den Weg durch die dicht zusammenhängenden Palmengärten.
Schon bald stoßen wir auf die ersten Quellen: In großen
gemauerten Becken haben die Bewohner Siwas das klare Wasser eingefangen.
Man hat die Wahl zwischen Quellen unter schattenspendenden Palmen,
in praller Sonne zwischen Dünen oder auf einer Insel im Salzsee,
die man über einen Damm erreicht. In diese Quelle retten wir
uns schließlich nach einem traumhaften Sonnenuntergang vor
den allgegenwärtigen Mückenschwärmen.
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Datteln
im Überfluss
In der Oase Siwa ist die Dattelpame allgegenwärtig. Die Dattel
ist hier auch die wichtigste Nahrungsquelle von Mensch und Tier. Rechts
unten im Bild ist der, bereits ziemlich verfallene, Amun-Tempel zu
sehen, in dem auch Alexander der Große einst gewesen sein soll.
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Birket Siwa
Die
vielen Quellen der Oase speisen einen großen Salzsee. Das Salz
entsteht durch die immense Verdunstung des Wassers. Da das Salz nicht
mit verdunsten kann, lagert es sich in den vielfältigsten Formen
auf der Seeoberfläche ab. |
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Ebenso
imposant ist der Sonnenaufgang. den wir vom guterhaltenen Turm der
Ruinenstadt Aghurmi erleben. Eine enge Wendeltreppe hat uns auf
die Plattform geleitet, wo wir den roten Feuerball über dem
Salzwasser des Birket Aghurmi [3]
aufsteigen sehen.
Vorbei an dem
aus pharaonischer Zeit stammenden Amun-Tempel und der Cleopatra-Quelle
radeln wir zurück nach Siwa, wo auf dem Marktplatz schon wieder
der quirlige Alltag begonnen hat. In den nächsten Tagen baden
wir uns regelrecht durch die verlockendsten Quellen der Oase, besuchen
den Markt und die verfallene Lehmburg Shali - die Altstadt von Siwa.
In dem mehrstöckigen, engen Labyrinth hat sich die Bevölkerung
einst vor Überfällen räuberischer Beduinen verschanzt.
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Markttag
in Siwa
Auf dem kleinen, aber sehr traditionellen Markt der Oase bieten
die Bewohner fast ausschließlich Produkte aus heimischer Produktion
an. Dinge, wie sie sonst in Ägypten zu finden sind, fehlen hier
fast völlig.
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Als
wir uns am nächsten Tag mit Motorrädern 20 Kilometer weit
ins große Sandmeer chauffieren lassen, glauben wir Mahdi Mohammeds
schwelgerischen Erzählungen von einem See erst dann, als wir
zwischen den Dünen unvermittelt vor der 40 Grad Celsius warmen
Quelle stehen. Aus einem dicken Stahlrohr, mit dem einst nach Erdöl
gebohrt wurde, strömt seit einigen Jahren das leicht schweflige
Wasser. Hat man sich an die Temperatur erst einmal gewöhnt, friert
man im leichten Wind sofort, sobald man dem Pool entsteigt. |
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Quelle
des Lebens
Die Brunnen in den Oasen werden durch tiefliegende Seen aus fossielem
Grundwasser gespeist. Es kommt aus etwa 500 bis 1000 Metern Tiefe
und kann daher gefahrlos getrunken werden. Nur an den schwefeligen
Geschmack muss man sich gewöhnen. In dieser Oase, nahe Siwa,
wurde die Quelle bei einer Erdölbohrung eröffnet.
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Über
einen kleinen Kanal wird ein üppiger Garten mit Öliven,
Limonen, Bananen, Hibiscus und Pfefferminz bewässert, während
in dem kleinen Teich nebenan sogar eine Fischzucht betrieben wird.
Wer baden will, muß jedoch über die Düne östlich
der Quelle steigen. In der dahinterliegenden Mulde steigt das Wasser,
das von der höherliegenden Quelle aus durch den Sand sickert,
seit einigen Jahren immer noch an. Herrlich, im Süßwasser
zu schwimmen, zwischen hohen Dünen eingebettet, völlig
einsam in einem See, dessen Ufer nur ein dünner Schilfgürtel
ziert.
Nach erholsamen
Tagen verlassen wir Siwa pünktlich vor Sonnenaufgang auf einem
offenen Lkw. Wir passieren mehrere unbewohnte Salzsee-Oasen inmitten
abwechslungsreicher Wüstenlandschaft. Auf der rauhen Piste
durch hügeliges Gelände werden wir ordentlich durchgeschüttelt,
bis wir plötzlich den Abbruch zur Oase Bahariya erreichen,
die sich als lose Ansammlung einzelner grüner Flecken präsentiert.
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Kleine Erfrischung
gefällig?
In der Sahara weit verbreitet ist die Zeremonie des Tee trinkens.
Nach einem speziellen Ritual wird der schwarze Tee so lange aufgekocht,
bis er eine Stärke erreicht hat, die selbst tote wieder zum Leben
erwecken kann. |
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Relikte
aus der Vergangenheit
Schaut man auf den Wüstenboden, so sieht man ab und zu auch
stumme Zeugen aus den Zeiten, als es hier noch Wasser im Überfluss
gab.
Muschelschalen wie diese hier sind ein nicht gerade seltener Anblick
in der Sahara.
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Kaum
sind wir in den Hauptort Bawiti eingefahren, werden wir alle - Lkw-Fahrer
samt Passagieren - verhaftet. Begründung: Unser Chauffeur habe
keine Genehmigung zum Personentransport. Erst nach temperamentvollen
Diskussionen läßt man uns samt den anderen Mitreisenden
wieder frei. Offenbar hat unsere Ankündigung, die Botschaften
einzuschalten, Wirkung gezeigt. Ich habe den Eindruck, man hat hier
etwas gegen Leute, die auf eigene faust Geld verdienen wollen.
Das zeigt sich
auch bei der Hotelsuche. Der Staat hat sämtliche privaten Hotels
geschlossen. So haben wir die Auswahl zwischen einer abseits gelegenen
Anlage, bei der es weit und breit nichts zu essen gibt, und den
speckigen Matratzen des Hotels >Edelweiß<
im Zentrum. Bahariya jedoch ist sehenswert und entschädigt
für alles. Auf den Wegen durch Palmenhaine stößt
man immer wieder auf heiße und kalte Quellen. Eine davon,
45 Grad warm, besuchen wir nachts.
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Nicht
auszuhalten
Es
dauert ziemlich lange, bis man sich so in das Wasser der zahlreichen
heißen Quellen stürzen kann. An die 45 Grad Celsius des
schwefelhaltigen Wassers muß man sich erst einmal gewöhnen.
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Während
über uns im Mondschein ein leichter Wind durch die Palmen streicht,
sind wir damit beschäftigt, zentimeterweise tiefer in den heißen
Pool zu rutschen. Nichts für einen schwachen Kreislauf! Im naheliegenden
Garten, den sich Abdalla, der Besitzer des zwangsweise geschlossenen
Hotels Paradise, unter Palmen angelegt hat, kühlen wir uns bei
einem Glas Tee unter sternenklarem Himmel ab. |
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Birket
bedeutet auf arabisch See. zurück |
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Letzte Aktualisierung: 19.03.02
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