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M e n u e
 
 
 
   
 
   
Libysche W�ste - Zum Baden in die W�ste
 
 
 
  Als wir Bahariya nachmittags verlassen, begleitet uns ein Bauer auf dem Fahrrad bis zu einem abseits gelegenen Weiler. Dort wird der Asphaltbelag immer rissiger; wir können nur noch im Schrittempo radeln. Autos fahren hier schon lange neben der Straße durch den Sand. Am Kontrollposten von El-Heiz verbringen wir die Nacht, bevor wir am nächsten Morgen auf der nun asphaltlosen Piste zwischen schwarzen Zeugenbergen hindurch die Bahariya-Senke verlassen.
 
 
 
 
Weichsandeinlagen

Als Radfahrer hat man auf den Pisten immer wieder mit Weichsand zu kämpfen. In der Regel bedeutet das, vom Fahrrad abzusteigen und zu schieben, da eine Fahrt in dem weichen Sand viel Konzentration und noch mehr Kraft erfordert.
 
 
 

Die Libysche Wüste ist eine der trockensten Gegenden der Sahara, nach Gras oder Akazien sucht das Auge vergebens. Und doch säumen auf halbem Wege nach Farafra plötzlich zwei Eukalyptusbäume die Straße - willkommende Schattenspender für Radler.

Wenn ich eines hasse, so sind es Sandflöhe. Wir werden auf der Weiterfahrt von einem ganzen Schwarm dieser winzigen Quälgeister überfallen. Überall hinein finden sie einen Weg, unter jedes Kleidungsstück und in jede Körperöffnung, zwicken und beißen um die Wette. Die Wüste lebt!

 
 
  Zwischen den Oasen gibt es keine andere Möglichkeit, als in der Wüste zu übernachten. Das stellt aber kein Problem dar, denn im Sommer ist es in der Wüste auch nachts sehr warm. Mit giftigen Tieren, wie Skorpionen oder Schlangen, die sich durchaus in Schuhen oder dem Schlafsack verbergen können, haben wir nichts zu tun bekommen.
 
 
 
 

Als wir, von Flohbissen zerschunden, am Abbruch zur Farafra-Senke stehen, leuchtet an manchen Stellen weißes Gestein zwischen dem Sand. Wenig später erreichen wir auf wieder relativ guter Straße das Herz der Weißen Wüste. Zuerst taucht - einem riesigen Gletscher gleich - ein weißes Gebilde aus dem Sandboden auf, bis schließlich auch die kleineren Felsen sichtbar werden.

Abseits der Straße verbringen wir den Rest des Tages damit, kreuz und quer durch ein Gebiet zu fahren, in dem gigantische Pilze aus Stein zu wachsen scheinen. Aus dem flachen Boden erheben sich unzählige dieser mehrere Meter hohen Felsen. Der Wüstenwind hat sie in Bodennähe durch mitgeführten Sand dünner und dünner geschmirgelt. Bei manchen glauben wir fast, schon unsere Blicke könnten sie von ihren zerbrechlichen Sockeln stürzen.

 
  Wüstenträume

In der weißen Wüste stehen zahlreiche Steinskulpturen. Die vom Wind erodierten Kalkstein-Pilze bieten nur spärlichen Schutz vor der sengenden Mittagssonne...
 
 
 
 
 
 
...sie sind durch den pausenlos wehenden Wind entstanden, der die skurielen Formen über lange Zeiträume aus dem weichen Gestein geschmirgelt hat.
 
 
 

Ein musikalischer Ägypter leistet uns abends unter einem der Pilzfelsen Gesellschaft. Zu seinem Lied vom Jüngling, der zur Geliebten in der Nachbar-Oase nicht kommen kann, zaubert er auf einem leeren Kanister eine wunderbare Melodie. Gemeinsam kochen wir unser Abendessen, ein gut gewürztes Mahl aus braunen Bohnen mit Fladenbrot.

Am Rand der Weißen Wüste stoßen wir direkt an der Straße auf das Rohr einer Versuchsbohrung nach Wasser und kommen unverhofft zu einer erfrischenden Morgendusche. Allerdings nicht ohne Zuschauer: Nebenan parkt der Bus eines >rollenden Hotels< mit einem ebensogroßen Anhänger, in dessen >Schubladen-Kabinen< sich deutsche Pauschaltouristen nachts zur Ruhe betten. Einige unterbrechen prompt ihr Frühstück, zücken Fotoapparate und Videokameras, um die >exotischen Radler< einzufangen. Ich bereue es noch heute, nicht zurückfotografiert zu haben...

Wir erreichen Farafra, die mit etwa 2000 Einwohnern kleinste Oase der Libyschen Wüste, noch bevor uns die Sonne zur alltäglichen Pause zwingt und genießen auf der Terasse des Saad-Restaurants ein vorzügliches Frühstück. Die Nacht verbringen wir im Youth-Resthouse in Betten, die im Garten unter Weintrauben aufgeschlagen sind. Hier im Freien gibt es weniger Mücken als im stickigen Haus.

 
 
 
Nur selten kann man in der Libyschen Wüste Vegation in Form von Bäumen sehen. Diese kleine Baumgruppe steht kurz vor der Oase Farafra.
 
 
 

Oasen haben den Vorteil, über Quellwasser zu verfügen, das aus 500 bis 1000 Metern Tiefe kommt. Man kann es gefahrlos trinken. So füllen auch wir unsere Vorräte mit diesem klaren Wasser, bevor wir nach einem ausgiebigen Badetag in den eingefaßten Quellen Farafras am späten Nachmittag wieder in die Wüste ziehen.

Wüste ist gut, denn schon wenig später erreichen wir weitere Brunnen. Zwanzig Kilometer weit fahren wir durch eine einzige Baustelle. Überall werden Kanäle gegraben, parallel zur Straße und im rechten Winkel dazu. Mit unglaublichem Aufwand wird hier das New-Valley-Projekt vorangetrieben, wird bewässertes Neuland für Bewohner des übervölkerten Niltals geschaffen. Schon stehen die ersten Containerdörfer, während ringsum die Wüste förmlich umgegraben wird. Später soll sogar ein bereits im Bau befindlicher Überlaufkanal das Wasser vom Assuan-Stausee her nach Kharga, weiter über Dakhla, Farafra und Bahariya bis in die Quatara-Senke leiten. Ein Reisfeld das sich hier in mitten des Sandes ausbreitet, zeigt deutlich, was mit Wasser und Menschenhand auch in der Wüste machbar ist.

 
  In den Oasen sieht man in der Regel nicht sehr viele Menschen. Schon gar nicht zur Mittagszeit, wenn die Hitze unerträglich ist. Nur spielende Kinder scheinen sich an der sengenden Sonne nicht zu stören.
 
 
 
 

Abseits der Baustelle treffen wir erst an der landwirtschaftlichen Versuchsstation von Abu Minqar wieder auf Vegetation. Hier verbringen wir die heiße Mittagszeit bei Keksen und Mangosaft - im August ist zwischen zehn und 16:00 Uhr in der schattenlosen Wüste jede Pedalumdrehung eine zu viel.

Das klare, aber stark eisenhaltige Quellwasser, mit dem wir aus unseren Wassersäcken unterwegs die Trinkflaschen nachfüllen, hat sich inzwischen rostbraun verfärbt. Gut zu wissen, daß das Reaktionsprodukt von Eisen und Luftsauerstoff gesundheitlich unbedenklich ist.

Wir fahren wieder bis in die Nacht hinein, um am nächsten Morgen rechtzeitig Gharb Mawhub zu erreichen, ein zum New-Valley-Projekt gehörendes Neubau-Dorf, in dem ehemalige Niltal-Bewohner angesiedelt wurden. Am nächsten Abend kommen wir bis El-Qasr und damit in die Oase Dakhla. El-Qasr ist sicherlich die landschaftlich schönste aller Oasen der Libyschen Wüste. Leuchtend grüne Felder bilden einen starken Kontrast zum roten Gestein des angrenzenden hohen Plateauabbruchs.

Gut 50 Kilometer weit fahren wir durch beinahe zusammenhängende Oasendörfer, unterbrochen nur von malerischen Dünen und gelegentlichen Abschnitten flacher Wüste. Heiße Quellen am Straßenrand sind zwischendurch eine Verlockung, der wir kaum einmal widerstehen können. Dakhla bietet so viele Quellen, daß wir auf dieser Etappe selten richtig trocken werden.

 
 
 
 
Das satte Grün der Dattelpalmen in der malerischen Oase Dakhla bildet einen starken Kontrast zur umliegenden Wüste.
 
 
 

ie Stirnlampe immer auf den Mittelstreifen gerichtet, fahren wir in die Nacht hinein. Plötzlich kracht es hinter mir: Jens, meinen Begleiter, hat es auf schnurgeradem Asphalt hingehauen. Er ist auf der monotonen Strecke eingeschlafen und deshalb unfreiwillig abgestiegen.

Kilometerweit kündigen sich die Lichter des an einem weiteren New-Valley-Projekt gelegenen Check-Points an. Wir glauben, die grellen Leuchten förmlich greifen zu können, müssen aber noch eine ganze Weile treten, bis wir die Station um Mitternacht erreichen.

Nach dem Frühstück zeigt uns die Wüste unversehens ihr lebensfeindliches Gesicht: Weit entfernt von jedem Grashalm liegt eine halbverweste Kuh am Straßenrand. Sie muß von einem Lkw gefallen und verdurstet sein - verlaufen hat sie sich bis hierher sicher nicht.

Kurz vor der Oase Kharga kreuzen wir ein nur wenige Kilometer breites Dünengebiet, das die Straßenbauer zu einer kurvenreichen Trassenführung zwingt. Auf Umwegen umfahren wir die einzelnen in flacher Landschaft verstreuten Wanderdünen, treffen immer wieder auf Streckenabschnitte, die irgendwann von einer Düne überrollt worden sind. Es geht inzwischen frontal gegen den Wind, und wir trinken auf den letzten 50 Kilometern vor Kharga, der größten der ägyptischen Oasen, doppelt so viel Wasser wie sonst.

 
 
 
 
Bis an den Horizont

Die Straße bzw. Piste durch die Libysche Wüste ist vom landschaftlichen Standpunkt aus gesehen sehr reizvoll. Für die Trassenführung trifft dies jedoch nicht zu. Große Teilstücke der Verbindung zwischen den Oasen führen den Radfahrer stundenlang in nur eine Richtung.
 
 
 

Nach den anderen traumhaften Oasen wirkt diese auf uns wie eine Großstadt. Etwas enttäuscht entschließen wir uns, die letzten 233 Kilometer nach Asyut - und damit zurück ins Niltal - mit dem Taxi zurückzulegen. Angesichts der schlechten, monotonen Strecke und der vielen Baustellen haben wir eine gute Entscheidung getroffen, wie wir unterwegs feststellen können.

Von Asyut bis zurück nach Kairo nehmen wir den Zug. Eine erste Gelegenheit, die Erlebnisse unserer Tour in Ruhe nachwirken zu lassen. Sahara mit dem Rad - ein Traum, der Gestalt angenommen hat. Begegnungen in Grandioser Landschaft, mit Menschen, die ihr Zuhause mitten im endlosen Sand haben. Karge Wüste und blühende Oasen: scharfe Kontraste wie man sie nur in Afrika finden kann. Ein >staubiges< Ziel, gewiß - und doch habe ich bei kleiner Reise so oft gebadet wie in der Libyschen Wüste.

 
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Letzte Aktualisierung: 19.03.02
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